Geschichte der Landsknechte

Woher kommen oder was sind eigentlich Landsknechte?

Landsknechte:

In der Schlacht von Courtray (=Kortryk) am 11. Juli 1302 ging die Epoche der Panzerreiterheere zu Ende. Eine undurchdringliche Reihe bewaffneter Fußkämpfer mit Spießen und Hellebarden ausgerüstet besiegte ein Panzerheer. Die zunehmende Bedeutung des Fußvolkes führte dazu, daß man immer mehr Leute benötigte. Daher gehörte die Anwerbung von Söldner ganz selbstverständlich zur Kriegführung des Spätmittelalters. Die Errichtung eines solchen Fußvolkes gelang zuerst dem Kaiser Maximilian in Deutschland. Die von ihm in den Jahren 1482 bis 1486 angeworbenen Leute führten erstmalig den Namen Landsknechte. Sie wurden meist mit Langspießen ausgerüstet. Das Reislaufen, das heißt sich als Landsknecht verdingen, war gerade für Bauersöhne, die keine Hoferben waren oder Gesellen, die kein Handwerk selbständig führen durften eine willkommene Art, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Die Schweizer waren am Anfang die begehrtesten Fußknechte, hatten sie bereits die langen Spieße weiterentwickelt. In Deutschland wurde meist im Süden und den Reichsstädten angeworben.

Der „Vater“ der Landsknechte heißt Georg von Frundsberg. Die Landsknechte oder Fußknechte waren Söldner, die für Geld kämpften und einen Anteil an der Beute hatten. Sie waren auch rauhe Gesellen mit üblen Trinksitten und wüsten Raufhändeln. Im 30jährigen Krieg hatten die Landsknechte unter Wallenstein ihren Höhepunkt erreicht, das bedeutete aber auch den Niedergang der Söldner, denn die Regenten ging dazu über eigne Armeen aufzustellen. Die berühmtesten Landsknechte in unserer Zeit, die Schweizer Garde, bewacht auch heute noch den Vatikan.

Auszüge aus dem Buch „Landsknechte“ von Reinhold Baumann

Wie wird man ein Landsknecht?

Bestellbrief:

Im Bestellbrief, den man auch Bestallung genannte, beauftragte der Kriegsherr, meist der Kaiser, einen Söldnerunternehmer, einem ihm ergebenen Oberisten, Fußknechte und Söldner für den Krieg anzuwerben.
Der Bestellbrief hatte mehrere Funktionen: Er war zunächst einmal der offizielle Auftrag zur Anwerbung für den Söldnerunternehmer. Gleichzeitig nahm er auch den Söldnerunternehmer unter Vertrag, er war Treueverpflichtung für ihn selbst gegenüber dem Kriegsherrn. Außerdem stellte er die Legitimation des Söldnerunternehmers gegenüber seinen Haupt- und Befehlsleuten und seinen zukünftigen Knechten dar. Und schließlich war er eine erste pauschale Treueverpflichtung für alle Knechte gegenüber dem Kriegsherrn.

Die Geschäftsbedingungen regelten Zeitdauer des Vertrages, Dienstverhältnis, Zahl der Kriegsknechte, Soldhöhe ( im 15. Jahrhundert für den Knecht auf 4 Gulden festgelegt), eventuell auch Sonderabmachungen

Anwerbung:

Der Söldnerunternehmer, begleitet von seinen Hauptleuten und den anderen Mitgliedern seines Kaders zog in die Orte um Landsknechte anzuwerben. Meist war auch ein Spiel dabei, d.h. Pfeifer Trommler. Der Feldschreiber führte Werbelisten. So bekam ein Landsknecht Laufgeld, zum Musterplatz zukommen, ohne stehlen müssen. Später war Rüstgeld oder Rock- Kleidergulden als Ausrüstungszuschuss üblich. Sobald jemand das Laufgeld angenommen hatte war die Vorvereidigung, sog. Meinung vollzogen und man stand im Dienste des Kriegsherrn.

Musterung:

Auf dem Musterungsplatz vollzog sich der für beide Seiten entscheidende Rechtsakt. Der Kriegsherr, vertreten durch seine Musterkommissare, entschied über endgültige Aufnahme des Angeworbenen, gleichzeitig über seine Verwendung und über die Soldhöhe. Außerdem erfolgte auf dem Musterungsplatz die nun wirklich endgültige Bindung durch den Eid, dem das Verlesen des Artikelbriefs im Normalfall vorausging. Die Landsknechte sind in Reihe angetreten und müssen durch das Joch gehen. Das Joch auch Spieß- oder Musterjoch genannt besteht aus zwei, im Abstand von etwa einem Meter, in die Erde gerammten Hellebarden, über deren beide Beile in Mannshöhe ein Langspieß gelegt ist. Das Spießjoch hatte sowohl eine organisatorisch-praktische als auch eine rechtliche und schließlich ein mystisch-symbolische Funktion.

Artikelbrief:

Die Verlesung des Artikelbriefes und die Vereidigung der Knechte auf ihn schloß gewöhnlich an die Musterung an. Im Artikelbrief formulierte man sämtliche Bedingung, die für den Landsknecht galten, u.a. auch die Strafandrohung.

Sold:

Die Landsknechte waren Söldner und kämpften daher für Sold. Die Höhe des Soldes war von den Anfängen des Landsknechtswesens vier Gulden im Monat. Diese vier Gulden galten für Sold, Kost und Schaden. Es wurden aber auch Sondervereinbarungen getroffen, so gab es Schlacht- oder Sturmgeld. Es gab auch Doppelsöldner, das waren Landsknechte, die schon besser ausgerüstet waren.

Aus welche Truppenteilen bestand ein Landknechteheer?

Regiment:

Ein Regiment besteht aus ca. 10 – 15 Fähnlein, das von einem Obristen geführt wurde.

Fähnlein:

Im 15. – 17. Jahrhundert nannte man eine Abteilung (Landsknechte) von ca. 300 – 500 Mann ein Fähnlein, die als Fußvolk oder als Reiter (250 Mann) unter einer Fahne dienten. Der Anführer war ein Hauptmann.

Rotte:

Die Rotte war eine kleine Einheit, sie bestand aus ca. 8 – 10 Mann und wurde vom Rottenführer angeführt.

Troß:

Der Troß begleitet die Armee auf ihrem Kriegszug. Das Troßvolk bestand aus Händler, den Marketender, den Frauen, meist Marketenderinnen und Kindern. Der Troß verpflegte und versorgte die Söldner, er bot ihnen die Möglichkeiten zu Kauf, Verkauf und Tausch, außerdem war er Verbandsplatz und Lazarett. Der Troßführer, auch Hurenwaibel genannt leitete den Troß. Eigentlicher Herr des Troßvolkes war der Profoß, er war Inhaber der Polizeigewalt und trat als Ankläger vor Gericht auf.

Marketenderinnen:

Das Wort Markt kommt aus dem italienischen Wort „Mercato“ bzw. „ Mercatante“ (Markt bzw. Händler) . Die Händler wurden deshalb im Troß der Landsknechte als Marketender (Mann) oder Marketenderin (Frau) bezeichnet. Die Marketenderin war Mädchen für einiges, sie war Geschäftsfrau, beförderte ihre Habe auf einem Karren oder in einem Kraxen. Sie war Geliebte und Krankenschwester, sie mußte auch als Schanzhelferin arbeiten.

Daß die Marketenderinnen als Landsknechtshuren verschrieen sind, stimmt vielleicht nur zum Teil, vielmehr wurden „Maiehen“ geschlossen, die für einige Zeit Bestand hatten.
Ihre Kleidung ist für damalige Verhältnisse zweckmäßig und auf das Leben im Feld abgestellt. Sie trägt Schuhwerk wie der Landsknecht.

Welche Befehlsämter gab es bei den Landknechten?

Obrist:

Der Obrist auch Obrist Feldhauptmann nimmt die Anwerbung vor, befehligt das Regiment, bleibt in allen Formen des Landknechtsrechts der Gerichtsherr und übt seine Herrschaft selbst aus. Er war die für die Knechte entscheidende, die alles bestimmende Figur. Er musste das Recht wahren, er musste aber auch für ihren Unterhalt sorgen, für Sold vor allem, aber auch für Proviant, Bekleidung und Ausrüstung, zumindest für ihre grundsätzliche Verfügbarkeit.

Hauptmann:

Der Hauptmann gehörte zu den Befehlsämter zu Fuß. Am Beginn eines Feldzuges stellte der Hauptmann die Inhaber der Fähnleinämter seinen Knechten vor: den Leutnant, den Fähnrich, Feldwaibel, den Schreiber, den Feltscherer, den Furier, den Wachtmeister und das Spiel, also Trommler und Pfeifer. Weil aber häufig Adelige dieses Amt bekleideten und es ja auch mit Stab und deutlichen Privilegien ausgestattet wurde, kann man davon ausgehen, dass viele Hauptleute ihre Fähnlein zu Pferd führten und erst in der Schlacht zu Fuß ins Spießviereck traten.

Leutnant:

Der Leutnant, früher Leuttenanndt war der unterste Offiziersrang. Er vertrat den Hauptmann bei seiner Abwesenheit.

Fähnrich:

Der Fenderich trug die Fahne, an der sich die Knechte orientieren konnten. Außerdem mußte er die Befehle des Hauptmanns übermitteln.

Feltscherer:

Der Feltscherer und Wundarzt hatte für seine Tätigkeit weder Studium noch Ausbildung nachzuweisen, es zählte lediglich die Erfahrung, Können und Ausrüstung.

Musterschreiber:

Der Musterschreiber führte bei der Werbung die Werbeliste. Der Schreiber am Werbetisch, bedrängt von Bewerbern, war bemüht, zuverlässig und korrekt die Angaben in seiner Liste zu notieren. Er war zuständig für den gesamten Briefverkehr.

Furier:

Der Furier (Forierer) war ein Gemeinamt der Landsknechte, er war zuständig für die Quartiereinteilung. Aus diesem Amt entstand wahrscheinlich der Rechenmeister.

Wachtmeister:

Dem Wachtmeister waren die Feltwaibel unterstellt. (ansonsten gleicher Dienstrang wie Feltwaibel).

Feltwaibel:

Der Feltwaibel war ein Unteroffiziersrang bei der Artillerie und Kavallerie. Erst um 1550 werden sie regelmäßig als Fähnleinamt geführt. Zug- und Schlachtordnungen aufzustellen und „einzuthrillen“ waren ihre Hauptaufgaben, das setzte die Fähigkeit, Berechnungen für Viereck und „Igel“ anzustellen, voraus. Außerdem übten sie die Handhabung des langen Spießes mit den Knechten.

Gemeinwaibel:

Die Ämter des gemeinen Mannes waren auch Gemeinwaibel oder Waibel genannt. Sie leisteten keinen besonderen Amtseid, erhielten auch nicht grundsätzlich Doppelsold. Die Waibel hatten den Feldwaibel beim Aufstellen und Üben der Zug- und Schlachtordnung zu unterstützen.

Trummelschläger und Pfeifer:

Der Trummelschläger gab mit seiner Trommel (hölzerner Körper, gab dumpfe Töne) die taktischen Befehle. Der Pfeifer und der Trommler begleiteten die Werber durch die Stadt und machten „ein Spiel“.

Pikenier:

Den Stangenwaffenträger des Fußvolkes und hier nur mit Spießen ausgerüstet, nannte man Pikenier. Man brauchte diese für die Umrahmung des Haufens, weil die Spieße nur zum Stechen zu gebrauchen waren. Da sie außen im ersten Glied an exponierter Stelle standen, mussten sie besonders gerüstet sein. Sie waren daher meist Doppelsöldner. Deren Hauptwaffe war die lange Pike (bis 5 m), daneben trugen sie einen Degen. Als Schutzwaffen waren allen Sturmhaube, Bruststück, Armschienen und Tassetten mit zu Eigen. So waren Pikeniere in dieser Zeit gleichbedeutend geharnischten Fußkriegern. Das Hantieren mit der Pike war sehr wichtig, denn von dieser Waffe hing es ab, ob der Feind eine Bresche in den Haufen schlagen konnte.

Musketier:

Der Musketier war der Infanterist des Spätmittelalters. Um 1600 war bereits die Hälfte des Fußvolkes mit einer Muskete bewaffnet. Die Musketiere hatten keine besondere Schutzausrüstung, denn sie standen im zweiten Glied, hinter den Pikenieren. Die Muskete wurde mit einer Gabel abgestützt. Der Ladevorgang der Muskete beginnt sofort nach dem Abfeuern des Schusses. Es sind über 30 Vorgänge, d.h. man muss sehr oft üben.

Artillerist:

Der Artillerist oder Kanonier, aber auch Büchsenmeister genannt, stand nicht im festen Sold bei einem Fürsten, sie zogen bei einem ausbrechenden Krieg mit ihrer Habe in das Feldlager und suchten um Aufnahme nach. Die Annahme erfolgte durch den Feldzeugmeister, der vom Kriegsherrn eingesetzt war und dem die gesamte Artillerie unterstand. Er hatte das Geschütz zu bedienen.

Welche Waffen und Symbole hatten die Landknechte?

Fahne:

Die Fahne symbolisierte die Einheit des Fähnleins bzw. des Haufens; für die gemeinen Knechte lagen in ihr alle positiven Tugenden des Kriegsmanns – Tapferkeit, Mut und Ehre. War die Fahne eingerollt, steckte ihre Spitze im Boden, so war die Ehre des Fähnleins beschmutzt. erst nach vollzogener Sühne konnte sie wieder flattern.

Muskete:

Die Muskete erhielt ihren Namen von den Spaniern. Weil die Gestalt des Luntenhahnes meist die Form eines Raubvogelkopfes hatte (Muchetus = Sperber). Eine Muskete mit Luntenschnappschloß kostete etwa einen halben Monatssold, also 2 Gulden. Der wichtigste Teil der Waffe war der Lauf, seit Beginn des 15. Jahrhunderts besteht er aus Eisen. Das Sprichwort: Etwas auf die Pfanne legen, stammt vom Luntenschloßgewehr. Zur Ausrüstung eines jeden Schützen gehörten zu Ende des 16. Jahrhunderts ein Pulverhorn mit dem groben Pulver, ein Bandelier mit den daran hängenden 11 Pulvermaßen, ein lederner Kugelbeutel und andere Utensilien.

Pike:

Beim Fußvolk wurde die Lanze als Spieß immer länger und erreichte schon um 1500 Längen von 4,5 bis 5 m. Dieser Langspieß oder „knechtische Spieß“, auch „Pinne“ (vom mittellateinischen pennon) genannt, hieß nach 1560 meistens Pike (vom französischen piquer = stechen). Auch der Schaft des Langspießes bestand meist aus Eschenholz und führte ein Spießeisen.

Rapier:

Das Rapier gehört zu den Griffwaffen und wird nur zum Stoßen verwendet, ist also ein Stoßdegen. Im Gegensatz zu einem Degen, der für Hieb und Stoß geeignet ist. Das Rapier wurde von 1580 bis 1640 gebräuchlich. Der Degen unterscheidet sich vom Säbel vor allem durch seine schmale Klinge. Der Degen besteht aus einer Klinge und einem Gefäß, dem Griff.

Hellebarde:

Zur wichtigsten Stangenwaffe für Hieb und Stoß entwickelte sich die Helmbarte (Barte = Beil, Halm = Stange, Stengel), auch Halmbarte, später Hellebarde genannt. Ein kräftiger Schlag mit dieser Waffe konnte sogar einen Plattenharnisch durchschlagen. Sie war die ursprüngliche Waffe des Schweizer Fußvolkes, um 1400 waren etwa 80 Prozent mit ihr bewaffnet. Im 16. Jahrhundert war die Bedeutung nur noch sehr gering als Bewaffnung, sie wurde hauptsächlich als Dienstwaffe der Unterführer benutzt.

Wie waren die Landsknechte gekleidet?

Uniform:

Die Uniformen der Landsknechte war zu Beginn sehr kunterbunt und an keine Normen gebunden. Jeder musste sich um seine Ausrüstung selber kümmern und war dafür verantwortlich. Erst zu Beginn des 16. Jahrhundert wurde allmählich die Uniformierung der Landsknechte üblich. Damit kam die Ausstattung mit Hose, Wams und Strümpfen am Musterplatz dazu.